Seniorenpolitik in Hamburg

Oder: wie die Münchner es machen!

Am 12. September 2018 fand im Klub am Besenbinderhof das dritte Parlamentarische Mittagessen des „Sozialen Dialogs“ zum Thema Altersarmut statt. Hinter dem „Sozialen Dialog“ steht ein Zusammenschluss aus Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und DGB, der Abgeordnete des Deutschen Bundestags und der Hamburgischen Bürgerschaft regelmäßig zu Gesprächsrunden einlädt. Unter dem Titel „Altersarmut – Kann München Ideengeberin sein?“ diskutierten die Teilnehmer*innen über die Seniorenpolitik der bayerischen Metropole und mögliche Impulse für Hamburg.

Die Mitarbeiterin eines Alten- und Servicezentrums in München referierte über die dortige Infrastruktur für Senior*innen. Seit mehr als 40 Jahren übernehmen dort Alten- und Servicezentren (ASZ) die Aufgabe, Ansprechpartner für alle älteren Menschen im Stadtteil zu sein. Insgesamt 32 ASZ, die mit je vier Fachkräften und einer halben Verwaltungskraft ausgestattet sind, werden zu Wegbegleitern im Alter und sind Stadtteilzentrum mit regionaler Lotsen- und Vernetzungsfunktion im System der Altenhilfe. Die ASZ organisieren Veranstaltungen, bieten Kurse zu unterschiedlichen Themen an oder organisieren diese. Sie führen Gruppen- und offene Angebote durch und nehmen Versorgungsaufgaben wahr, wie z.B. Cafeteria, Mittagstisch sowie Besuchs- und Begleitdienste.

Diese Aufgaben werden unter Mithilfe von ehrenamtlich tätigen Personen in z.T. eigenen Projekten durchgeführt. Aber auch das Case-Management sowie anlassbezogene Hausbesuche stehen auf dem Programm. Ein umfangreiches Beratungsangebot zu allen Fragen des Alters, zur Lebensgestaltung, der Pflege und Gesundheit schließlich rundet das Bild ab. Darüber hinaus werden präventive Hausbesuche von Mitarbeiterinnen des ASZ durchgeführt, um die Tür ins Altenhilfesystem zu öffnen und ggf. möglichst frühzeitig Bedarfe und Risikopotentiale zu erkennen, damit soziale und ökonomische Krisensituationen vermieden werden können. Die Besuche werden nach dem Lebenslagenprinzip durchgeführt und haben keine festgelegte Altersgruppe.

Neben den ASZ gibt es in der Struktur der Offenen Altenhilfe Münchens weitere zielgruppenspezifische Beratungsstellen sowie Sozialberatungsstellen. Die Wohlfahrtsverbände schließlich betreiben Seniorentreffpunkte, die durch Zuwendungen der Stadt München mitfinanziert werden.

Die Darstellung der Struktur der Offenen Seniorenarbeit in München hat viele der Teilnehmer*innen des „parlamentarischen Mittags“ verwundert. Einerseits, weil sich die Stadt München das Alter deutlich mehr kosten lässt, andererseits jedoch, weil die Struktur der Altenhilfe in München wie aus einem Guss erscheint, während in Hamburg die Offene Altenarbeit geprägt ist von nebeneinanderstehenden Maßnahmen. Im Bereich der Offenen Altenarbeit gibt es also viel zu tun. „Die ältere Generation soll auch gut leben können in Hamburg“, hat Peter Tschentscher in einem Zeitungsinterview gesagt. Gerne greift die AGFW diese Überlegung auf und tritt dafür ein, erfolgreiche und bewährte Münchener Ideen auch in Hamburg umzusetzen.

  • 2018-09-13