Hamburg, 09.09.25. Am 11. September 2025 findet erneut der bundesweite „Tag der wohnungslosen Menschen“ statt. Gemäß dem diesjährigen Motto des Aktionstags „Politik in die Pflicht nehmen – Wohnungsnot beenden“ richten die Hamburger Wohlfahrtsverbände ihren Blick einmal mehr auf die Beseitigung der strukturellen Ursachen von Wohnungslosigkeit.
Wohnungslosigkeit in Hamburg bleibt hoch
Erst vor kurzem hat das Statistische Bundesamt Zahlen zur Wohnungslosigkeit veröffentlicht, die einen ernüchternden Trend zeigen: Erneut ist die Zahl derjenigen Personen, die aufgrund von Wohnungslosigkeit untergebracht sind, gestiegen und erreicht mit bundesweit 474.700 Menschen einen neuen Höchststand. In Hamburg sind es 32.410 Menschen, die keine Wohnung haben. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist die Zahl der untergebrachten Personen mit 1.642 wohnungslosen Menschen pro 100.000 Einwohner*innen in keinem anderen Bundesland so hoch wie in Hamburg.
Gute Lösungsansätze in Hamburg, aber mangelnde Verbindlichkeit
Der Hamburger Senat hat in seinem Koalitionsvertrag verschiedene Maßnahmen angekündigt, um Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu bekämpfen. Zu den Lösungsansätzen, die auch die Hamburger Wohlfahrtsverbände begrüßen, zählen beispielweise die Stärkung der Fachstellen für Wohnungsnotfälle, die Ausweitung des Housing-First-Modells oder der Aufbau zusätzlicher zielgruppenspezifischer Notschlafstellen. Der Schlüssel zur Beseitigung von Wohnungslosigkeit – der Bau von bezahlbarem Wohnraum – findet im Koalitionsvertrag ebenfalls Erwähnung, allerdings ohne konkrete
Zielzahlen. „Die zentrale Herausforderung ist die Bereitstellung von Wohnraum, der vordringlich Wohnungssuchenden vorbehalten ist“, sagt Sandra Berkling von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW), dem Zusammenschluss der Hamburger Wohlfahrtsverbände. „Der Koalitionsvertrag nennt hierzu aber keine Zielzahlen. Dadurch fehlt es an Verbindlichkeit und es steht in
Frage, wie das von der Bundesregierung ausgerufene Ziel, bis 2030 Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland zu überwinden, in Hamburg auch nur annähernd erreicht werden soll.“
Mehr im Fokus: Suchtkranke obdachlose Menschen
Positiv zu bewerten ist das Bekenntnis des Senats, der Verelendung von suchtkranken obdachlosen Menschen begegnen zu wollen. Die Entwicklung von entsprechenden Angeboten in Nähe des
Hauptbahnhofs ist ein Prozess, den die Wohlfahrtsverbände aufmerksam begleiten. Das Augenmerk liegt hierbei auf der Nutzung der Immobilie Repsoldstraße 27, in der eine psychiatrische Schwerpunktambulanz sowie Übergangsplätze für suchtkranke Menschen mit flankierenden Beratungs- und Hilfeangeboten geschaffen werden sollen.
„Die Repsoldstraße ist eine Chance für die Region rund um den Hauptbahnhof. Menschen in Not erhalten dort einen Ankerpunkt, an dem sie zur Ruhe kommen können und Unterstützung finden, um ihre Lebenslage zum Besseren zu verändern“, sagt Sandra Berkling. „Entscheidend ist ein schlüssiges Nutzungskonzept, das die Zielgruppe von obdachlosen Menschen mit einer Suchterkrankung in den Fokus nimmt und die Angebote in dem Gebäude sinnvoll miteinander verzahnt.
Dabei muss sichergestellt werden, dass alle an dem Prozess Beteiligten mit ihren Fragen und Ideen Gehör finden.“
Ein Aktionsplan für Hamburg
Um Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu überwinden, schlagen die Wohlfahrtsverbände einen Hamburger Aktionsplan vor, der die verschiedenen Maßnahmen bündelt und mit Zielzahlen hinterlegt. Notwendig wären dabei u.a. umfassende wohnungsbaupolitische Weichenstellungen wie z. B. die Erhöhung des Anteils des sozialen Wohnungsbaus auf mindestens 50 %, eine konsequente Ausrichtung des Sozialwohnungsbestands auf besonders bedürftige Menschen und eine Versorgung von mehr wohnungslosen Haushalten durch die SAGA.
Pressekontakt AGFW Hamburg e.V.
Sandra Berkling
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