Hamburger Migrationsberatung für Erwachsene fehlt das Geld:

Wohlfahrtsverbände warnen vor drastischen Kapazitätseinschränkungen

Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) richtet sich an neu aus dem Ausland zugewanderte Erwachsene und Familien. 20 solcher Einrichtungen gibt es in Hamburg, die 2023 fast 12.000 Menschen beraten haben, so viele wie nie zuvor. Doch sie sind dieses wie auch kommendes Jahr deutlich unterfinanziert, wie die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) mitteilt. So drohe für 2025 weiterer Stellenabbau und eine Einschränkung der Beratungskapazität von insgesamt 15 Prozent binnen zwei Jahren.

„Die Pläne der Bundesregierung sehen für das nächste Jahr, wie bereits für 2024, nur 77,5 Millionen Euro für die Migrationsberatung für Erwachsene vor, für Hamburg etwa 2 Millionen Euro. Das trägt weder den gestiegenen Kosten noch dem stetig steigenden Bedarf Rechnung“, sagt Kristin Alheit vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, die den Vorsitz des Fachausschusses Migration in der AGFW inne hat.

Wie sinnvoll MBE-Beratung ist, zeigen Zahlen aus 2023: Zu Beginn der Beratung bezogen 68% der Ratsuchenden SBG XII, ALG II oder ALG I, zum Ende der Beratung nur noch 47%. Gleichzeitig stieg der Prozentsatz der Erwerbstätigen von 31% auf 54%.

„Durch MBE-Beratung werden nicht nur die staatlichen Ausgaben deutlich verringert, sondern auch Ratsuchende bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt. Das ist also eine Win-Win-Situation für alle, die ausgebaut statt gefährdet werden sollte“, so Alheit.

Die Wohlfahrtsverbände und die Beratungseinrichtungen fordern daher eine gesicherte MBE-Finanzierung im Bundeshalt von mindestens 81,5 Mio. Euro, was dem Niveau von 2023 entspräche. Da die Unterstützung der Integration von zugewanderten Menschen in Deutschlands Einwanderungsgesellschaft eine Daueraufgabe sei, sollte die Finanzierung als verlässliche Dauerförderung eingerichtet werden, so die Wohlfahrtsverbände. Außerdem fordern sie die Hamburger Landespolitik auf, dafür zu sorgen, dass die in der Stadt bestehenden Beratungsangebote fortgeführt werden können.

„Dem Erfolgsmodell MBE drohen in Hamburg nach Stellenabbau in diesem Jahr für 2025 weitere Einschränkungen. Dann hätten wir insgesamt 15 Prozent weniger Beratungskapazität als 2023, denn die Träger können die defizitäre Finanzierung nicht ausgleichen“, warnt Alheit. „Unsere Gesellschaft braucht Arbeitskräfte und gut integrierte zugewanderte Menschen, und diese brauchen Beratung, um hier auf eine für alle Seiten gewinnbringende Art anzukommen.“

Die AGFW hat heute anlässlich des jährlichen MBE-Aktionstages mit Hamburger Landes- und Bundespolitiker*innen in MBE-Beratungsstellen Gespräche geführt und auf die Erfolge und Problematiken hingewiesen. Sie fordert sie auf, sich auf Bundes- und Landesebene für den Erhalt der Beratungsstrukturen und deren auskömmliche Finanzierung einzusetzen.


Pressekontakt:

AGFW Hamburg e.V.
Mareike Grewe
Tel.: 040 60 77 465 13
Email: mareike.grewe@agfw-hamburg.de

  • 2024-09-18

AGFW_Hamburg_MBE_Daten-Fakten-Forderungen_2024.pdf (137 KB)